Systemische Therapie als Richtlinienverfahren mit Approbation

Die Systemische Therapie ist in Deutschland seit einigen Jahren sozialrechtlich anerkannt. Sie zählt somit zu den Psychotherapie-Richtlinienverfahren und kann im Gesundheitssystem zur Behandlung psychischer Störungen angewendet werden – sowohl bei Kindern und Jugendlichen als auch bei Erwachsenen.

Im Kontext der Gesundheitsversorgung wird Systemische Therapie als heilkundliches Verfahren von Personen mit Approbation (staatlicher Heilerlaubnis) durchgeführt, die die Systemsiche Therapie als Fachkunde im Rahmen der Approbationsausbildung oder in der psychotherapeutischen oder ärztlichen Weiterbildung erwerben können. Je nach Grundberuf gibt es für in der Aus- und Weiterbildung folgende Optionen:

Approbationsausbildung Systemische Therapie

Die Approbationsausbildung nach dem „alten“ Psychotherapeutengesetz umfasst in der Regel drei bis fünf Jahre und kann zu folgenden Abschlüssen führen:

  • Psychologische_r Psychotherapeut_in (Systemische Therapie) oder
  • Kinder- und Jugendlichenpsychotherapeut_in (Systemische Therapie).

Welche Voraussetzungen muss ich erfüllen?

Der Zugang zu den Approbationsausbildungen wird durch das Psychotherapeutengesetz (PsychThG, Fassung von 1998, § 5) geregelt. Für die Ausbildung als Psychologische_r Psychotherapeut_in ist ein Abschluss in Psychologie (Diplom oder Master) erforderlich. Für die Ausbildung als Kinder- und Jugendlichenpsychotherapeut_in sind zusätzlich Studienabschlüsse in Sozialer Arbeit, Pädagogik und Erziehungswissenschaften möglich. Zuständig für die Anerkennung und Aufsicht sind die Landesprüfungsämter, die Bundespsychotherapeutenkammer (BPtK) und die Landespsychotherapeutenkammern. Personen, die ihr Bachelor- oder Masterstudium vor dem 01.09.2020 begonnen oder abgeschlossen haben, können ihre Ausbildung noch bis 2032 (in Härtefällen 2035) auf diesem Weg beenden.

Wie ist der Ablauf der Ausbildungen und was macht systemische Approbationsausbildungen besonders?

Die Inhalte der 3- bis 5-jährigen Ausbildungen für Psychologische Psychotherapeut_innen und Kinder- und Jugendlichenpsychotherapeut_innen werden durch die Weiterbildungsordnungen geregelt und umfassen Theorie, Selbsterfahrung, Supervision, verpflichtende Praktika in psychiatrischen und psychotherapeutischen Einrichtungen und die Durchführung von Behandlungen unter Supervision. Sie enden mit einer staatlichen Prüfung und der Erteilung der Approbation durch die zuständigen Landesprüfungsämter.

Approbationsausbildungen im Verfahren Systemische Therapie zeichnen sich durch einen Fokus auf den sozialen und interpersonellen Kontext psychischer Störungen aus. Im Zentrum der Ausbildungen stehen:

  • Systemische Theorien und Ansätze: Systemtheorie, familientherapeutische Ansätze, Kommunikationstheorien, Konstruktivismus und narrative Ansätze, Kybernetik
  • Systemische Haltung und therapeutische Praxis: ressourcenorientiert, nicht-pathologisierend, kontextsensibel, basierend auf Mehrperspektivität, Selbstorganisation und Augenhöhe
  • Systemische Methoden: Genogrammarbeit, systemische Fragen, strukturelle Methoden, lösungsorientierte Methoden, uvm.
  • Systemische Settings: Arbeiten mit Familien, Paaren, Netzwerken (Mehrpersonensettings)

Mit ihrem Abschluss haben Systemische Psychotherapeut_innen somit die Kompetenz, Selbstorganisation und Veränderungsprozesse professionell zu begleiten, sodass sich belastende Muster verändern und Symptome spürbar zurückgehen können.

Approbationsausbildungen mit dem „Systemischen Original“

Die Institute unserer Fachgesellschaften SG und DGSF verfügen über jahrzehntelange Erfahrung in systemischer Lehre und Praxis. Dieses Wissen prägt die Approbationsausbildungen und bietet systemische Tradition und Qualität. Die Ausbildung an einem SG- oder DGSF-Institut gibt zudem einen interdisziplinären Rahmen und die Möglichkeit, anerkannte Zertifikate der systemischen Fachgesellschaften zu beantragen. Systemische Institute der SG und DGSF, die die Approbationsausbildung in Systemischer Therapie anbieten, sind im Verbund für Systemische Psychotherapie (VfSP) zusammengeschlossen.

Außerdem bieten die folgende SG-Institute Approbationsausbildungen an: SIA Berlin, ISFT Magdeburg.

Neue Psychotherapie-Weiterbildung im Verfahren Systemische Therapie

Die Psychotherapie-Weiterbildung richtet sich nach der Neufassung des Psychotherapeutengesetz (PsychThG) von 2020 an Psychotherapeut_innen, die nach ihrem Masterabschluss in Klinischer Psychologie und Psychotherapie die Approbation erworben haben. Sie dauert vier bis fünf Jahre und endet mit dem Fachkundenachweis in dem Vertiefungsverfahren Systemische Therapie. Erst der Fachkundenachweis berechtigt zur kassenzugelassenen Tätigkeit als Systemische_r Psychotherapeut_in.

Welche Voraussetzungen muss ich erfüllen?

Voraussetzung für die Psychotherapie-Weiterbildung ist eine Approbation als Psychotherapeut_in nach dem neuen Psychotherapeutengesetz. Diese Approbation wird nach dem Studiumsabschluss (i.d.R. Master in Klinischer Psychologie und Psychotherapie) erworben. Für andere Berufsgruppen bestehen im reformierten System keine Möglichkeiten, die Approbation bzw. die Fachkunde zu erwerben.

Wie ist der Ablauf der Psychotherapie-Weiterbildungen und was macht systemische Weiterbildungen besonders?

Die neue Psychotherapie-Weiterbildung umfasst eine Fachkunde-Weiterbildung (z.B. für Erwachsene, Kinder und Jugendliche oder Neuropsychologische Psychotherapie) und eine Vertiefung in ein Richtlinienverfahren. Die Verfahrensvertiefung ist in der Systemischen Therapie möglich.

Die Systemische Therapie zeichnet sich dabei durch einen Fokus auf den sozialen und interpersonellen Kontext psychischer Störungen aus. Im Zentrum der theoretischen und praktischen Weiterbildung stehen:

  • Systemische Theorien und Ansätze: Systemtheorie, familientherapeutische Ansätze, Kommunikationstheorien, Konstruktivismus und narrative Ansätze, Kybernetik
  • Systemische Haltung und therapeutische Praxis: ressourcenorientiert, nicht-pathologisierend, kontextsensibel, basierend auf Mehrperspektivität, Selbstorganisation und Augenhöhe
  • Systemische Methoden: Genogrammarbeit, systemische Fragen, strukturelle Methoden, lösungsorientierte Methoden, uvm.
  • Systemische Settings: Arbeiten mit Familien, Paaren, Netzwerken (Mehrpersonensettings)

Psychotherapeut_innen mit der Vertiefung Systemische Therapie haben nach dem Erwerb der Fachkunde die Kompetenz, Selbstorganisation und Veränderungsprozesse professionell so zu begeleiten, dass sich belastende Muster verändern und Symptome spürbar zurückgehen können.

Psychotherapie-Weiterbildungen mit dem „Systemischen Original“

Die Fachgesellschaften SG und die DGSF stehen seit Jahrzehnten für fundierte, systemische Weiterbildungen auf höchstem Niveau. Im Verbund für Systemische Psychotherapie (VfSP) sind SG- und DGSF-Institute zusammengeschlossen, die nach der Anerkennung der Systemischen Therapie den Schritt gewagt haben und Approbationsausbildungen angeboten haben um das „systemische Original“ als Psychotherapieverfahren zu etablieren. Aktuell befinden sich einige dieser Institute im Prozess, Weiterbildungsstätte zu werden und Psychotherapie-Weiterbildungen nach dem neuen Gesetz anbieten zu können.

Fachärztliche Weiterbildungen

Schon seit den Ursprüngen der Systemik in den 1970er Jahren haben sich Ärzt_innen systemisch weitergebildet und den Ansatz sowie das klinische Arbeiten geprägt. Mit der Zulassung als Psychotherapie-Richtlinienverfahren kann die Systemische Therapie als Vertiefungsverfahren in allen psychiatrischen, psychosomatischen und psychotherapeutischen Facharztweiterbildungen gewählt werden.

Was macht Systemische Ansätze in der Psychiatrie, Psychosomatik und Psychotherapie besonders?

Als Psychotherapieverfahren fokussiert die Systemische Therapie auf die Wechselwirkungen zwischen individuellen Symptomen, sozialen Beziehungen und ihrem Kontext. Kerngedanke ist, dass der Schlüssel zum Verständnis und zur Veränderung von Störungen und Problemen weniger in der behandelten Person allein liegt, sondern im sozialen Kontext zu finden ist. Theoretisch basiert der Ansatz auf Systemtheorie, Kybernetik, Konstruktivismus und familientherapeutischen und weiteren Ansätzen. Psychische, kommunikative und soziale Wechselwirkungen werden hierbei als zentrale Einflussfaktoren auf die psychische und körperliche Gesundheit verstanden, die an der Entstehung und Aufrechterhaltung eines Problems beteiligt und daher auch für Veränderungs- und Lösungsprozesse von Bedeutung sind.

Kennzeichnend für das Verfahren sind eine systemische Gesprächsführung, Fokus auf interpersonelle und -generationale Muster und Systeme, sowie lösungsorientierte Interventionen und ressourcenorientiertes Arbeiten. Im Zentrum der Weiterbildungen stehen daher:

  • Systemische Theorien und Ansätze: Systemtheorie, familientherapeutische Ansätze, Kommunikationstheorien, Konstruktivismus und narrative Ansätze, Kybernetik
  • Systemische Haltung und therapeutische Praxis: ressourcenorientiert, nicht-pathologisierend, kontextsensibel, basierend auf Mehrperspektivität, Selbstorganisation und Augenhöhe
  • Systemische Methoden: Genogrammarbeit, systemische Fragen, strukturelle Methoden, lösungsorientierte Methoden, uvm.
  • Systemische Settings: Arbeiten mit Familien, Paaren, Netzwerken (Mehrpersonensettings)

Systemische Ansätze ermöglichen somit gleichzeitig eine ganzheitliche Perspektive in der Medizin, indem sie Menschen und ihre Lebenskontexte in ihrer Gesamtheit betrachten. Und können sich sowohl im direkten Kontakt mit Klient_innen als auch in der Zusammenarbeit mit interdisziplinären Teams bewähren. Darüber hinaus eröffnen systemische Ansätze interdisziplinäre Perspektiven, die nicht nur die individuellen Anliegen der Klient_innen berücksichtigen, sondern auch organisationale Strukturen der Medizin, das Gesundheitssystem und den breiteren sozialpolitischen Kontext in den Blick nehmen.

Weiterbildungsmöglichkeiten im Bereich Psychiatrie, Psychosomatik und Psychotherapie

In der Fort- und Weiterbildung stehen die Mitgliedsinstitute der SG für fundierte und etablierte Weiterbildungen mit einer langen Tradition in der systemischen Arbeit. Sie haben die Entwicklung der Systemischen Therapie und Beratung entscheidend geprägt und repräsentieren gemeinsam mit den Mitgliedsinstituten der DGSF und dem Verbund für Systemische Psychotherapie (VfSP) das „systemische Original“. Teilnehmer_innen der Weiterbildungen der systemischen Verbände profitieren von einer tiefgehenden systemischen Expertise und praxisnahen Wissensvermittlung.

Systemische Weiterbildungsangebote speziell für Mediziner_innen, die als Bausteine für die erste oder zweite Fachkunde nach den jeweiligen Weiterbildungsordnungen geeignet sind und an die systemischen Fach- und Berufsverbände angebunden sind (Stand Dezember 2024): 

Darüber hinaus…

… interdisziplinäre Weiterbildungen für innovative Ansätze im Gesundheitswesen:

Fortbildungen: Systemische Therapie als weitere Fachkunde

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