Leitlinienarbeit
Systemische Ansätze in Behandlungsleitlinien
Systemische Ansätze prägen seit Jahrzehnten die psychosoziale Versorgung, sind aber in medizinischen Leitlinien noch wenig sichtbar. Als Fachverband setzt die SG sich dafür ein, systemische Perspektiven in Behandlungsleitlinien einzubringen und die Systemische Therapie als Richtlinienverfahren in der Psychotherapie strukturell zu verankern – insbesondere in der Therapie psychischer Störungen bei Kindern, Jugendlichen und Erwachsenen sowie bei chronischen Erkrankungen mit psychosozialer Komponente.
Was macht systemische Ansätze in der Leitlinienarbeit besonders?
Systemische Theorien, Erkenntnisse und Perspektiven erweitern den Blick auf Gesundheit und Krankheit. Sie integrieren System- und Beziehungsdynamiken, Kontextfaktoren und Familien- und Mehrpersonensettings in die Gesundheitsversorgung. Als Systemiker_innen bringen wir unsere wissenschaftliche Expertise in Leitlinienarbeit ein – und auch eine Haltung, die auf Vernetzung, Ressourcenorientierung und Multiperspektivität setzt.
Diese Prinzipien sind im systemischen Denken essenziell, um komplexe Behandlungssituationen angemessen abzubilden. Werden sie in Leitlinien berücksichtigt, stärkt das nicht nur die fachliche Breite der Empfehlungen, sondern auch die Handlungsoptionen für Fachkräfte – und den Zugang von Klient_innen zu wirksamen systemischen Angeboten wie z. B. Angehörigen- und Elternarbeit, Paartherapie oder Systemische Psychotherapie.
Unsere Mitwirkung an Leitlinien
Die SG vertritt gemeinsam mit ihrem Schwesterverband, der DGSF, systemische Perspektiven in der Erstellung von Leitlinien. Expert_innen unserer Fachverbände sind an Leitlinien zu psychischen Störungen bei Kindern, Jugendlichen und Erwachsenen, sowie an Leitlinien mit einem psychosomatischen oder psychosozialen Blickwinkel auf somatische Erkrankungen beteiligt. Welche Empfehlungen wir bereits auf den Weg bringen konnten, zeigt eine Übersicht der DGSF von 2022.
Die SG wirkt(e) aktiv an folgenden AWMF-Behandlungsleitlinien mit:
S3-Leitlinie Behandlung von Angststörungen
Systemische Therapie kann als Verfahren bei Sozialer Phobie angeboten werden (Expert_innenkonsens, Empfehlungsgrad 0+).
Die Leitlinie wurde im April 2021 veröffentlicht. Als Vertreterin der SG beteiligt war Prof. Dr. Christina Hunger-Schoppe. Hier geht es zur S3-Leitlinie Behandlung von Angststörungen.
S3-Leitlinie Diagnostik, Therapie und Rehabilitation von Patientinnen und Patienten mit schwerer Beeinträchtigung der Persönlichkeitsfunktionen
Aus systemischer Perspektive werden insbesondere die Leitlinien-Empfehlungen zur dimensionalen Diagnostik, der Orientierung am biopsychosozialen Modell, der personenzentrierten Haltung, sowie der Einbeziehung von Klient_innen und deren Zugehörigen in einer trialogischen Zusammenarbeit und die partizipative Entscheidungsfindung in der Behandlung unterstützt.
Die Leitlinie wurde im August 2024 veröffentlicht. Als Vertreter der SG beteiligt war Dr. med. Wolfgang Dillo. Hier geht es zur S3-Leitlinie Diagnostik, Therapie und Rehabilitation von Patientinnen und Patienten mit schwerer Beeinträchtigung der Persönlichkeitsfunktionen.
S3-Leitlinie Schizophrenie
Die Leitlinie findet sich aktuell in Bearbeitung. Als Vertreter der SG beteiligt sich Dr. med. Wolfgang Dillo.
Bereits in der vorherigen Version der Leitlinie von 2019 werden familientherapeutische Maßnahmen, auch im Mehrpersonensetting, empfohlen (Empfehlungsgrad A-B). Systemsiche Therapie kann darüber hinaus als Verfahren angeboten werden (Empfehlungsgrad 0). Hier geht es zur S3-Leitlinie Schizophrenie.
S3-Leitlinie Interdisziplinäre, integrierte Gesundheitsversorgung bei Geschlechtsinkongruenz
Die Leitlinie findet sich aktuell in Bearbeitung. Als Vertreter der SG beteiligt sich Gabriel Gottschald.
In der aktuellen Überarbeitung der Leitlinie sind aus systemischer Perspektive vor allem die diagnostischen Verschiebungen im ICD-11 relevant. Bereits in der vorherigen Version wurden diagnostische Themen kritisch eingeordnet. Zudem werden aus systemischer Perspektive weiterhin die Empfehlungen zum Selbstbestimmungsrecht, diskriminierungssensibler Beziehungsgestaltung und intersektoralen Angeboten unterstützt, die eine Selbstreflexion der Behandelnden und gesellschaftlicher Geschlechterrollen erfordern.
Hier geht es zur S3-Leitlinie Interdisziplinäre, integrierte Gesundheitsversorgung bei Geschlechtsinkongruenz (aktuell noch: S3-Leitlinie Geschlechtsinkongruenz, Geschlechtsdysphorie und Trans-Gesundheit: Diagnostik, Beratung und Behandlung.)
Als interdisziplinärer Fachverband steht die SG für die Mitwirkung an Leitlinien zur Verfügung. Wenn Sie als leitende Fachgesellschaft unsere systemischen Perspektiven und fachliche Expertise in die Erstellung von Leitlinien einbinden möchten, kontaktieren Sie uns gerne unter info@systemische-gesellschaft.de.
Selbst mitwirken!
Und als Vertreter_in der SG systemische Perspektiven in die Leitlinien einbringen
Die SG sucht immer wieder engagierte Mitwirkende für die Mitarbeit an der Erstellung von Behandlungsleitlinien. Sie haben Erfahrung in systemischer Praxis oder Forschung – z. B. in (Psycho)Therapie, Medizin, Gesundheitsversorgung, bei bestimmten Störungsmustern oder einem angrenzenden Fachbereich und Interesse, systemische Perspektiven in Leitlinienprozesse einzubringen?
Dann können Sie sich über unser Mitwirkungsformular melden: