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Systemische Supervision
Supervision ist eine spezifische, arbeits- und berufsbezogene Beratungsform. Sie ist vor allem ein Reflexionsverfahren, das hilft, über Anforderungen, Fragen und Probleme in beruflichen Zusammenhängen nachzudenken und nützliche Ideen der Veränderung zu entwickeln. Der Ursprung der Supervision findet sich in der sozialen Arbeit im ausgehenden 19. Jahrhundert.
In jeder beruflichen wie ehrenamtlichen Tätigkeit gilt das Zusammenspiel von fachlichem Können, Bedingungen der Organisation, gesellschaftlichen Rahmenbedingungen und nicht zuletzt, den Besonderheiten der Persönlichkeit zu managen. Die Reflexion dieses Zusammenspiels als auch der Beziehungsgestaltung der teilnehmenden Personen zueinander, den sogenannten Supervisand_innen, ist der Kern von Supervision. Für die Supervisionsarbeit sind die primäre, sekundäre und berufliche Sozialisation der Supervisand_in, sowie die Organisation und die gesellschaftspolitischen Gegebenheiten, in denen diese Arbeit stattfindet, als Kontext von entscheidender Bedeutung. Supervision fokussiert deshalb die Schnittstelle von Rolle, Person und Organisation.
Als Ergebnis von Supervision sollte eine verbesserte Bewältigung beruflicher Anforderungen und damit bessere Arbeitsergebnisse bei gleichzeitig gestiegener Zufriedenheit der Supervisand*innen, erreicht werden. Systemische Supervision ist sowohl an der Haltung der_s Supervisor_in als auch den eingesetzten Methoden und der entsprechenden Theorie erkennbar. Das zugrundliegende Menschenbild ist Ausdruck der Systemtheorie und des Konstruktivismus. Handlungsleitend ist die Überzeugung, dass Menschen die Experten für ihr (Arbeits-)Leben sind.
Wurde Supervision historisch gesehen vor allem in sozialen, psychosozialen, therapeutischen und klinischen Kontexten in Anspruch genommen, hat sie heute ihren festen Platz auch in Wirtschaftsunternehmen und der (öffentlichen) Verwaltung.
Supervision wird als Einzel,- Gruppen- und Teamsupervision praktiziert. Darüber hinaus gehören auch Teamentwicklung und –beratung zum Aufgabenfeld von Supervision. In vielen Weiterbildungen begleitet Supervision den Transfer der Seminarinhalte in die praktische Arbeit. Supervision kann auch als Live-Supervision oder Konsultation erfolgen.
Häufig wird zwischen Supervision und „Fallsupervision“ unterschieden. Bereits der Begriff „Fallsupervision“ ist irreführend, da in der Supervision nicht Fälle supervidiert werden, sondern Supervisand_innen in ihrer jeweiligen Rolle und Prozessgestaltung. Sogenannte Fälle zu besprechen ist dagegen eine Form von Fallberatung. Trotzdem wird vielfach nach „Fallsupervision“ nachgefragt. Gemeint ist damit, dass die Arbeit mit den Klienten, Kunden etc. Gegenstand der Supervision sein soll und nicht z.B. die Teamdynamik.
Im Mittelpunkt der Supervision stehen die Supervisand_innen mit ihren spezifischen Anliegen, Zielen, Hoffnungen und Wünschen. Die Auswirkungen der Supervision müssen im Arbeitsalltag der Supervisand_innen beobachtbar sein, in einer verbesserten, nützlicheren Zusammenarbeit mit Klienten, Kunden, Patienten und/oder Kolleg_innen. Das Thema (die Inhalte) der jeweiligen Supervision bestimmen die Supervisand_innen. Die Gestaltung des Supervisionsprozesses als Reflexionsprozess obliegt der/dem Supervisor_in.
Jedem Supervisionsprozess geht eine sorgfältige Auftragsklärung voraus. Ziel- und Lösungsorientierung, Perspektivwechsel, Ressourcenorientierung, Allparteilichkeit und Neutralität, Methodenvielfalt, Gendersensibilität und Diversität sind unverzichtbare Ausrichtungen systemischer Supervision. Aufgabe der_des Supervisor_in ist der Aufbau eines zieldienlichen Kommunikationssystems. Darüber hinaus verfügt der_die Supervisor_in über ein grundlegendes Verständnis von Organisationen als soziale Systeme und kennt die Dynamiken und Muster des jeweiligen Arbeitsfeldes seiner Supervisand_innen. Genauso wichtig ist die Kenntnis zwischenmenschlicher Dynamiken und Muster, sowie Möglichkeiten gelingender Kommunikation und Kooperation.
Die Weiterbildung in systemischer Supervision ist anspruchsvoll, weil sie all diese Facetten vermitteln und bereits während der Weiterbildung in der Praxis erproben lassen muss.
Die Systemische Gesellschaft ist ein Garant für die Qualität der Weiterbildungen an ihren Mitgliedsinstituten und sichert die Qualität u.a. mit ihren Rahmenrichtlinien.
Text: Heidi Neumann-Wirsig & Ansgar Röhrbein (Sand 06/2023)